Doppelinterview vor dem Saisonstart der ersten Mannschaft
Am Sonntag startet unsere erste Mannschaft mit einem Auswärtsspiel bei der Turnerschaft Lürrip in Mönchengladbach in die neue Saison. Vor dem ersten Anpfiff haben sich Trainer René Bülten und Geschäftsführer Kevin Michalski ausführlich zu den Zielen, den neuen Gegnern, der Vorbereitung und Vielem mehr geäußert.
Gleich mal eine der wichtigsten Fragen vorneweg: Mit welchen Zielen geht Ihr in die neue Saison?
Kevin: Top drei ist in diesem Jahr unser Ziel. Es gibt mit Kaldenkirchen und Rumeln zwei Mannschaften, die favorisiert sind, Kapellen, St. Tönis und RWO sehe ich auf Augenhöhe. Alle anderen Mannschaften musst du eigentlich schlagen.
War diese Konstellation auch der Grund dafür, warum Ihr von der Verbandsliga zwei in die Gruppe eins gewechselt seid?
René: Wir haben uns das ganz einfach angeguckt. Du hattest in der letzten Saison die Verbandsliga eins mit 14 Mannschaften und die Gruppe zwei mit 15 Mannschaften, da kam jetzt noch Langenfeld II dazu. Es gab Anzeichen, dass der Verband nicht mit zwei so ungleichen Gruppen spielen will. Und die geografische Grenze der Verbandsliga ist nun einmal Mülheim.
Kevin: Es bringt auch einfach mal frischen Wind. Die Jungs spielen seit Jahren gegen dieselben Mannschaften. Die kennt man, die kennen uns. In manchen Spielen ist da einfach die Luft raus.
René: Das ist natürlich das Spannende: Wir kennen die Gegner wirklich wenig. Klar, ein paar Jungs kennen ein paar, die da spielen und so weiter. Bei St. Tönis kennt man den ein oder anderen. Patrick Kerger kennt eigentlich jede Mannschaft fast, was gut oder auch schlecht sein kann, das müssen wir mal gucken. Ich glaube schon, dass es ein spannendes Jahr wird, es ist schwierig, sich da einzuordnen. Da spielt man gegen Kettwig in der Vorbereitung, schlägt die dann mit vier, wir haben gut gegen die gespielt. Lintorf I schlägt alle außer Kaldenkirchen aus der Verbandsliga-Gruppe eins, Rumeln schießen sie mit 13 aus der Halle und dann verlieren sie gegen Kettwig. Da hat allerdings auch der Spielertrainer nicht mitgespielt, der Mirko Szymanowicz, das ist schon ein Pfund.
Kevin: Ja, aber 13 Tore Unterschied ist trotzdem ein Brett.
René: Und dann gewinnt plötzlich Kettwig gegen Lintorf am ersten Spieltag und du denkst dir: okay, wo stehst du eigentlich? Du schlägst den, der die beste Mannschaft aus der Gruppe zwei schlägt.
Eure Ergebnisse in der Vorbereitung waren aber insgesamt zufriedenstellend, oder?
René: Bis auf Überruhr war die Vorbereitung wirklich gut bis auf das erste Schalke-Spiel, da hatten wir aber auch 13 Hundertprozentige, die wir verschossen haben, da haben wir dann mit einem verloren. Aber alles andere: Haan geschlagen, Cronenberg geschlagen, ETB geschlagen. Es wird eine Saison, wo man gucken muss, wo wir eigentlich stehen. Klar ist: wir wollen natürlich echt gucken, dass wir alle von oben ärgern, aber wirklich die Gegner kennen tun wir nicht. Wir können meistens nur die einschätzen, gegen die wir noch letztes Jahr in der Vorbereitung gespielt haben.
Im letzten Jahr waren die Resultate gegen die Mannschaften aus der jetzigen Gruppe aber auch immer gut, oder?
René: Ja, war auch so. Aber das ist natürlich immer noch ein Unterschied zwischen Vorbereitung und Saison.
Kevin: Aber: Die Ergebnisse sahen immer gut aus, aber spielerisch hat das nicht so geklappt. Da sind wir zu dieser Saison einen Schritt weitergekommen. Wir sind sehr viel selbstbewusster aus den Spielen rausgekommen. Wir haben teilweise wirklich sehr souverän gewonnen: Wir haben gegen Schalke das Rückspiel sehr souverän gewonnen, gegen Kettwig war das Ergebnis vielleicht nur mit vier aber das Spiel war sehr souverän auf unserer Seite, das sah nie wirklich aus, dass wir das abgeben können. Wir haben ETB abgeschossen, gegen Haan aus der Oberliga haben wir auch sehr souverän gewonnen. Also wir haben schon einen Schritt gemacht, die Jungs sind fit.
Einen Schritt weiter im Vergleich zur letzten Vorbereitung oder zur letzten Saison?
Kevin: Es ist auch ein Schritt zu den Spielen, weil du so Spiele in der letzten Saison auch verloren hast, wie gegen Wuppertal oder Überruhr, wo es die ganze Zeit ein Abtasten war. Das war es jetzt teilweise auch gegen Kettwig oder Haan. Da war ein großer Vorsprung am Anfang, dann ist es ein bisschen zusammengeschrumpft, dann hat ja Überruhr das Spiel letzte Saison in der Liga gedreht und wir sind nicht mehr zurückgekommen – das war jetzt anders.
Das heißt, wenn Ihr jetzt einen Strich unter die Vorbereitung macht, dann seid Ihr schon zufrieden mit dem Stand der Dinge?
René: Ich wäre sehr zufrieden, wenn keine Verletzten da wären. Gerade Justin Märker ist schon echt schmerzhaft. Zumal wir echt gucken müssen, wann er wieder da ist. Es hieß mindestens sechs Wochen, das ist jetzt zwei Wochen her. Es sind vier Spiele, danach ist Herbstpause. Dadurch, dass bei uns ein Spiel verlegt worden ist, haben wir fast vier Wochen Pause und ich habe schon die Hoffnung, dass Justin dann wieder dabei ist, weil dann kommen im Oktober und November die heißen Spiele. Da haben wir relativ fix hintereinander die Mannschaften, die oben mitspielen wollen – ob es Rumlen, Kaldenkirchen oder Kapellen ist, die kommen alle relativ zeitnah hintereinander. Es wär schon echt gut, wenn Justin dann wieder fit wäre. Man muss schon sagen: der Kader ist – zumindest was Feldspieler angeht – relativ dünn besetzt. Wir haben elf Feldspieler fest in der ersten Mannschaft, mit Daniel Strenger noch jemanden aus der zweiten Mannschaft, der aushilft. Wir haben drei Torhüter, auf der Torwartposition sind wir sehr gut aufgestellt.
Kevin: Ja, wir haben Nils Ahlendorf verpflichtet und zurückgeholt für diese Saison. Wir sind sehr glücklich darüber, weil uns gerade in der letzten Saison mit Jonas Strenger zwischenzeitlich einen Torwart ausgefallen ist und wir gesagt haben: die Situation darf nicht mehr vorkommen. Der Wettbewerb bei den Torhütern wurde dadurch nochmal ein bisschen vergrößert, das ist wichtig, das hat sich in der Vorbereitung auch gezeigt.
René: Das ist auch Qualität. Die drei Torhüter, die wir haben, das ist schon wirklich gut.
Wirst Du denn ein bisschen wechseln, René, oder wirst Du meistens alle drei mitnehmen?
René: Du, ganz ehrlich, ich hatte noch nie die Luxussituation, drei Torhüter zu haben. Ich weiß es selbst noch nicht, wie ich das in der Saison lösen werde, weiß ich wirklich noch nicht, keine Ahnung. Aber wenn ich was aus meiner bisherigen kurzen Trainertätigkeit gelernt habe, dann sich tausend Gedanken zu machen und dann passiert es eh anders, weil sich irgendeiner krank meldet oder so.
Bei den Feldspielern hat sich im Vergleich zur Vorsaison aber nichts getan.
Kevin: Richtig, ansonsten haben wir es leider nicht geschafft, den Kader so breit aufzustellen, wir es uns gewünscht haben.
René: Auch da muss man sagen: Wir haben versucht, gemacht, getan. Kevin und ich haben um die 60 Spieler angeschrieben. Es ist nun mal einfach so, dass durch die Corona-Pandemie keiner mal eben den Verein verlässt. Es waren eben nur ein paar Spiele in der letzten Saison und es gibt kaum Spieler, die nach den paar Spielen sagen: ich verlasse den Verein wieder.
Kevin: Das Profil muss aber auch immer passen, das war uns wichtig. Es gab Spieler auf dem Markt, gibt’s auch immer noch, aber das Profil muss passen, die Konditionen müssen passen. Da nehmen wir nicht einfach alles, wir sind eine sehr homogene Mannschaft. Wir hatten ein tolles Trainingslager in dieser Vorbereitung, in dem die Mannschaft sportlich nochmal weitergekommen aber auch mehr zusammengewachsen ist. Jeder Neuzugang muss auch erstmal passen. Es gab vielleicht Namen, die waren frei, die würden aber nicht zu uns passen. Das haben wir leider versäumt, den Kader breiter aufzustellen, was eine Herausforderung für unsere weiteren Ziele im nächsten Jahr ist. Unser Gedanke ist: Wenn die Liga sieht, der HSV spielt jetzt nicht mehr nur gegen den Abstieg, dann passiert vielleicht beim ein oder anderen was.
René: Man muss aber auch dazu sagen: Wir hatten eine Planstelle besetzt mit einem Linkshänder auf Außen, da hatten wir auch die Zusage, der ist uns aber kurzfristig abgesprungen. Das kriegst du dann nicht mal eben noch kompensiert.
Könnte es denn auf der ein oder anderen Position eng werden oder bekommt Ihr es durch interne Rotation hin?
René: Am Anfang ist natürlich durch das Fehlen von Justin Halblinks schwierig. Raik Muscheika, darf man auch nicht vergessen, hat vor zwei Jahren noch in der Bezirksliga gespielt. Der hat einen Sprung nach vorne gemacht, definitiv. Er wird auch definitiv gute Spiele haben, nichtsdestotrotz ist er jung und hat noch nicht die Erfahrung. Natürlich müssen wir dann ausweichen, müssen dann andere auf der Position spielen. Ich glaube schon, dass wir das über einen kurzen Zeitraum kompensiert kriegen. Wir haben auch nochmal überlegt und geguckt, ob wir noch einen Spieler finden für Halblinks. Aber wie gesagt: das muss passen. Es bringt halt nichts, wenn ich jetzt jemanden hole, der nur Mitläufer ist, der mich qualitativ aber nicht weiterbringt und wo ich erstmal wieder das Mannschaftsgefüge durcheinanderbringe. Wenn dann hätte ich da jemanden holen müssen, der im Spiel 10 bis 15 Tore macht und zumindest seine Qualität hat und so einen Spieler kriegst du nicht mal eben.
Kevin: Außer auf der Torwartposition ist jeder Verletzte, der länger als vier Wochen ausfällt, ein Risiko. Wir sind auf so einem Niveau in der Liga: Wenn du oben mitspielen willst, musst du jede Position doppelt gut besetzen.
René: Das merkt man jetzt grad auch bei Hoffi, der jetzt auch schon seit vier, fünf Wochen nicht trainiert. Marvin Hentschel hat in der Vorbereitung einen Riesensprung vor allem in der Abwehr gemacht, da kompensiert er den Hoffi absolut, was die Deckung angeht. Vorne ist es einfach was anderes. Hoffi ist gelernter Linksaußen, der auch schon dritte Liga gespielt hat, der in der zweiten Liga im Kader vom OSC Rheinhausen damals war, und Marvin kommt aus der eigenen Jugend, hatte zwei Kreuzbandrisse und in dem Rahmen macht er es auch wirklich gut. Aber wenn so jemand verletzt ist und muss jedes Spiel 60 Minuten spielen, dann wird es schon schwierig.
Kevin: Das wird sich in den Topspielen vielleicht bemerkbar machen, deswegen hoffen wir, dass wir zu unseren Topspielen alle Leute fit haben.
René: Das ist natürlich dementsprechend auch die Grundvoraussetzung für eine vernünftige Saison, die wir spielen wollen, wir müssen eben verletzungsfrei bleiben oder die Verletzungen so gering wie möglich halten.
Kevin: Das soll ja auch nicht immer eine Ausrede sein, aber in der Saison, die abgebrochen wurde, da hatten wir teilweise die halbe Mannschaft verletzt.
René: Das hast du jetzt zum Beispiel in der Vorbereitung gegen Überruhr gehabt. Wo du dann wirklich ohne vier Spieler aus der vermeintlichen ersten Sieben spielst. Überruhr ist eine Top-Mannschaft in der Verbandsliga-Gruppe zwei und dann kriegst du eben den A…. aufgerissen. Das Spiel muss man so ein bisschen ausklammern aus der Vorbereitung.
Kann man denn da im Training ein bisschen was steuern, um Verletzungen vorzubeugen?
René: Ich glaube schon, dass ich das sehr versucht habe. Ich habe schon geguckt, dass wir grad am Anfang wenig mit dem Ball, wenig im Eins-gegen-eins machen. Wir haben viel mit diesen Blazepods gemacht, um wieder in die Seitwärtsbewegung zu kommen, in die Vorwärtsbewegung, kurze schnelle Antritte und so weiter, weil die Kniebelastung einfach immens ist nach so einer langen Pause. Wir sind am Anfang viel gelaufen. Aber zu den Verletzungen, die jetzt stattgefunden haben: Der Hoffi besteht eigentlich nur aus Sehnen und Kochen, der macht dann einen Sprung und da zieht es im Unterschenkel. Justin geht Eins-gegen-eins, tritt auf Kevins Fuß und knickt um. Da kannst du noch so viel Profilaxe machen, wie du willst, das ist dann so. Ich glaube schon, dass die Vorbereitung so aufgebaut war, dass alle recht fit sind und dass alle halbwegs verletzungsfrei oder mit wenig Wehwehchen durchgekommen sind. Ich glaube bei Handballern kannst du nie davon sprechen, dass jemand schmerzfrei ist.
Trotz allem ist die Vorfreude auf die Saison aber riesig, oder?
René: Ich hätte mich gefreut, wenn sie schon vor drei Wochen angefangen hätte. Die Vorbereitung war wirklich lang. Unter den Bedingungen war es für mein Empfinden auch die schwierigste. Weil – was ja auch logisch ist – nach der Corona-Pandemie konnte man zum ersten Mal wieder in den Urlaub, dann da nochmal spontan weg. Du machst eine Planung für die Vorbereitung und dann merkst du eine Woche vorher: ich hab‘ am Wochenende sieben Spieler.
Kevin: Man muss ja auch dazu sagen: Im letzten Jahr hat die Saison am 29. August gestartet, dieses Jahr sollte sie letzte Woche starten, das Spiel wurde dann wegen Hüls abgesagt, das heißt sie startet jetzt am 19. September – und wir haben im Juni angefangen.
René: Von mir aus hätte sie Mitte August starten können. Nachdem wir das Trainingslager noch eine Woche und dann hätte es gerne losgehen können. Wir sind immer noch super drauf, aber da waren die Jungs noch nicht verletzt.
Dann wollen wir hoffen, dass die Kräfte noch für die „richtige“ Saison reichen.
Kevin: Also: Wenn es gut läuft, werden wir Dritter.
René: Top fünf wäre ich auch mit zufrieden.
Kevin: Der Trainer muss immer kleine Brötchen backen. Top drei heißt übrigens nicht, dass wir nicht Kaldenkirchen oder Rumeln schlagen können.
René: Genau, darum geht’s. Ziel muss es sein, dass wir alle Mannschaften ärgern und in der Lage sein müssen, alle schlagen zu können. Da sind Mannschaften, die kannst du schlagen, es ist nicht so, dass die unschlagbar sind. Kaldenkirchen kannst du schlagen, du kannst auch Rumeln schlagen, genauso kannst du aber auch gegen die verprügelt werden. Das sind so 50:50-Spiele, an guten Tagen schlägst du die, an schlechten Tagen kriegst du einen drüber.
Also gibt es keine Mannschaft, die unschlagbar ist und durchmarschiert.
Kevin: Das glaub ich genau nicht!
René: Das glaube ich wirklich nicht, das hat allein der erste Spieltag gezeigt. Ich hab‘ damit gerechnet, dass Kaldenkirchen das von vorne spielt, weil die seit Jahren oben mitspielen, weil sie eine gefestigte Mannschaft haben, weil die eine gute Struktur haben. Und dann verlieren die gegen Rumeln und Mirko Krogmann macht 14 Tore.
Kevin: Das werden ganz enge Spiele alles, das werden auch gegen uns ganz enge Kisten. Die Mannschaften sind doch qualitativ noch einen Tick weiter, weil auch vielleicht eingespielter. Aber es werden keine Spiele wie letztes Jahr sein wie gegen die Bergischen Panther, die mit der 3. Liga auflaufen.